Brühl reißt Neureut aus allen Träumen

Badenliga Damen: TV Brühl – TG Neureut 23:22 (7:14)

Während der TV Brühl mit dem hauchdünnen 23:22 Erfolg gegen die TG Neureut erstmals seit vielen Wochen wieder in den Genuß von zwei Pluspunkten kam, schickten sie damit die Gäste gleichzeitig ein Stück weiter an den Rand des Abgrundes. Bei noch einem ausstehenden Spiel, zu Hause gegen Heidelsheim/Helmsheim, hat die TG die vom Papier her vermeintlich weitaus schwierigere Aufgabe zu lösen, als der weitere Abstiegskandidat aus Malsch, der sich im Heimspiel gegen Schriesheim durchaus Chancen auf einen Sieg ausrechnen darf.

Neureut war der elementaren Bedeutung der Partie in Brühl natürlich bewußt und genau so gingen sie die Partie auch an. Sie wollten die in den letzten Spielen schwächelnden Brühlerinnen von Beginn an mit viel Tempo unter Druck setzen. Der TVB, weiter ohne die verletzten Kerstin Siebenlist, Joceline Tomann und Sophia Schneider antretend, begann in Folge der zuletzt fehlenden Erfolgserlebnisse, nervös, hektisch und ohne das nötige Selbstvertrauen. Das führte im Angriff zu technischen Fehlern, Ballverlusten oder unvorbereiteten Abschlüssen. In der eigenen Abwehr taten sich zu oft Räume auf, wo eigentlich keine sein sollten. Neureut nutzte die sich bietenden Chancen, ohne spielerisch zu glänzen,  weidlich aus und lag nach dem 0:1 durch vier Treffer in Folge mit 4:1 vorne. Die spielerische Konfusion bei den Gastgeberinnen wurde dadurch nicht geringer. Im Bemühen, die Partie in den Griff zu bekommen, wurden weitere vielversprechende Torchancen vergeben. Die Gäste, vom eigenen Anhang unterstützt, nutzten die Gunst der Stunde und bauten den Vorsprung bis auf sieben Tore aus. Eine erste Brühler Auszeit blieb praktisch ergebnislos. Nach 22 Minuten hieß es auf der Ergebnistafel 11:4 für die Gäste. Sollte der Brühler Albtraum weiter gehen? Zur Pause, beim Stand von 7:14, gaben selbst eingefleischte TVB-Anhänger kaum mehr einen Pfifferling auf einen Erfolg der eigenen Truppe.

Die Halbzeitansprache von Trainer Fred Klaszus mußte jedenfalls gesessen haben, denn seine Mädels kamen wie verwandelt aus der Kabine. Plötzlich stimmten Einstellung, Kampfkraft und Einsatzbereitschaft, Abschlachten wollte sich der TV Brühl jedenfalls nicht. Alles, was in Hälfte eins noch schmerzlich vermißt wurde, war gleichsam wie auf Knopfdruck da. Nachdem es selbst mehrere Holztreffer zu verdauen gab, begann nach dem 11:17 die Aufholjagd. Es dauerte nicht einmal neun Minuten, bis die Festung Neureut sturmreif geschossen war (18:18). Gästetrainer Peter Drausnigg, nahm viel zu spät eine Auszeit. Trotzdem verhinderte sie ein weiteres ergebnismäßiges Abgleiten seiner Mannschaft. Die letzten zehn Minuten waren dann an Kampf und Dramatik nicht mehr zu überbieten. Neureut hatte längst seine 6:0 Abwehrformation aufgegeben und agierte mit enger Deckung abwechselnd gegen Julia Werle, die sich nicht als Einzige in der zweiten Hälfte um Klassen gesteigert hatte und Paula Lederer. Das wiederum eröffnete neue Räume, die von Maren Röllinghoff, Anja Gross und Maike Röschel mit großem Einsatz vermehrt durch 1:1 Situationen genutzt wurden. Jeden weiteren Treffer des Brühler Teams glichen die nie aufgebenden Gäste fast postwendend aus (19:19, 20:20, 21:21 und 22:22). Eine letzte Brühler Auszeit eine Minute vor Schluß galt der Beruhigung der Nerven. Nach einem weiteren Lattenkracher durch Paula Lederer hatte die TG die Chance zum Sieg. Eine weitere Parade von Torhüterin Virginie Zimmermann und ein erkämpfter Ball verhalfen Brühl zu einem letzten Angriff. Dabei schwächten sich die Gäste selbst. Zwölf Sekunden vor der Schlußsirene erhielt Neureut eine von sechs Zeitstrafen, drei Sekunden vor dem Ende gipfelte ein überhartes Einsteigen am Kreis von Sophie Kochendörfer gegen Maren Röllinghoff mit einer roten Karte und einem Siebenmeter für den TVB. Wer nahm die Verantwortung für den finalen Wurf in die Hände, nachdem Brühl bereits dreimal an Torhüterin Sarah Thomas gescheitert war? Anja Gross schickte die Gäste mit ihrem Tor zum 23:22 in das Tal der Tränen, während die Gastgeberinnen den hart erkämpften Sieg mit Freudentänzen feierten.

Fred Klaszus nach dem Spiel: „wir haben nach der verkorksten ersten Halbzeit eine tolle Moral gezeigt. Der Siegeswille und die Einstellung haben uns in der zweiten Halbzeit doch noch den erhofften Sieg beschert. Alle Mädels haben heute überzeugt. Den Erfolg haben wir jetzt gebraucht, das tut uns allen gut.“

TV Brühl: Lauerwald, Zimmermann; Werle (7), Röllinghoff (4/3), Gross (4/1), Göbel, Henn, Handrick, Naber (1), Kemptner, P. Lederer (1), Röschel (3), Le. Bühn (3).

ako

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